Hallo,
am Samstag war ich wieder mal bei der Panta Rhei, dieses mal wegen dem Thementag Strömung. Die Vorträge waren wieder sehr interessant.
Der erste Vortrag war von Leandro Sousa, der seit 5 Jahren in Altamira am Rio Xingu lebt. Den Anfang des Vortrages habe ich leider verpasst. Er stellte viele verschiedene Biotope im Xingu vor, und sagte, was für Fische darin leben.
Danach ging er auf das Staudammprojekt Belo Monte ein. Dabei liegt das Hauptproblem weder am Pimental Staudamm, noch am eigentlichen Belo Monte Staudamm, sonder, dass das Wasser an der Volte Grande (wo die ganzen begehrten Welse leben) durch einen extra Kanal und ein Reservoir dort vorbei geführt wird. Dadurch weiß keiner, wie sich die Volta Grande entwickeln wird.
Danach wurden die wissenschaftlich belegten Fundorte einiger Arten gezeigt, die mehrheitlich im trocken gelegten Bereich oder im Stausee zu finden sind.
Auf die Frage, ob man den Kanal nicht besiedeln könnte, meinte er, dass man das zwar vorgeschlagen hat, aber die Ingenieure dagegen sind da sie dann den Wasserfluss nicht mehr berechnen können, wenn dort noch große Felsbrocken drin liegen.
Am Ende zeigte er uns noch etwas zu den Fangmethoden der Fischer. Sie haben wirklich sehr alte Kompressoren, deren Benzintanks teilweise nur aus Plastikflaschen bestehen. daran werden dann die Schläuche angebracht, wobei zwei Schlauchstücke oftmals mit Angelschnur umwickelt wurden, diese wurde dann abgeschmolzen und das ist dann die Dichtung. Die Lampen sind ganz normale Taschenlampen, bei denen die Batterie ausgebaut wurde und der Strom vom Kompressor kommt. Die Lampen sind kein bisschen wasserdicht, weshalb sie oft repariert werden müssen.
Wenn alles fertig ist, geht es oftmals für mehrere Stunden in bis zu 30-40 m Tiefe. Die Fische werden entweder mit der Hand aus großen Spalten geholt, mit einen dünnen Holzstab aus der engen Spalte geholt, oder vor allem für L174 werden die Tiere aus dem Fels gemeisselt, was auch die offizielle Begründung dafür ist, weshalb die Tiere nicht exportiert werden dürfen.
Zu den Fangmethoden wurde dann auch Videos gezeigt, die mit einer GoPro auf dem Kopf des Fängers aufgenommen wurden. für die Videos zeigte der Fänger die Tiere dann immer extra und schaute auf den Tauchkomputer, den er extra dafür bekommen hat, um die Tiefe zu zeigen.
Es ist für die Taucher sehr gefährlich so zu fangen, da sie immer zu zweit unterwegs sind, aber nicht zusammen, sondern in verschiedene Richtungen, der erste der wieder hoch kommt schaltet den Kompressor aus, und beim zweiten geht das Licht aus, das ist das Zeichen für ihn hoch zu kommen. Es ist allerdings noch ein bisschen Luft im Schlauch. Meist schießen die Taucher allerdings dann nach einigen Stunden aus ca. 30 m Tiefe nach oben, weshalb einige an der Taucherkrankheit leiden, oder sogar daran sterben.
Der nächste Vortrag war von Nathan Lujan, einem kanadischen Biologen. Er referierte über die Anpassung von Fischen an Ströungshabitate. So ist es sehr interessant, dass sich in Südamerika, Afrika und Asien mehr oder weniger die gleichen Anpassungen zu finden sind, obwohl diese Arten kaum miteinander verwandt sind. Zudem erklärte er, wie es zu der Besiedlung solcher Habitate kommt. Zuerst bilden sich Algen auf den Steinen, die wegen des meist geringen Wasserstandes sehr viel Licht abbekommen. Da siedeln sich dort Insektenlarven an, die auf den großen Steinen leben und wegen irgend eines physikalischen Effekts keiner Strömung ausgesetzt sind.
Dieser Effekt bildet sich bei großen Steinen, wo durch die Reibung des Wassers am Stein bis zu einem Zentimeter über dem keine Strömung herrscht.
Darauf siedeln sich die ersten Fische dort an, sie finden dort Nahrung und sind geschützt vor diesen Räubern.
Mit der Zeit haben sich die Fische so entwickelt, dass sie ein verstärktes Skelett haben, auch die Schwimmblase, die sich bei diesen Tieren hinter dem Auge befindet ist ebenfalls von starken Knochen umgeben.
Jetzt gibt es noch verschiedene Arten sich in der Strömung zu halten. Die einen Saugen sich mit dem Maul an (L-Welse), die anderen mit extra ausgebildeten paarigen Flossen (Saugschmerlen). Wieder andere drücken sich an den Grund (Characidum und Cichliden) und manche vergraben sich im Untergrund (Stachelaale).
Zudem hat er sich mit der Evolution von Harnischwelsen beschäftigt und so zusammen mit Andreas Tanke ein Plakat entworfen, dass die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung Panaquolus zeigt.
Danach der Vortrag war eher ein Doppelvortrag. Andreas Tanke berichtete nochmal über L-Welse die im Rio Xingu leben, allerdings war dies eher eine Zusammenfassung vom ersten Vortrag und es wurde nich viel neues gesagt.
Der zweite Teil wurde dann von Jens gehalten und befasste sich mit anderen Tieren, die in der Strömung leben, wie Salmler oder Cichliden. Dabei erzähle er, wieso einige Teleocichla Arten relativ günstig, andere aber relativ teuer sind. Die, die billig sind, werden meist auf sandigem Untergrund gefangen, wo man relativ viele relativ einfach mit einem Zugnetz fangen kann. Es gibt aber auch Arten die leben eher auf rauem steinigen Untergrund mit vielen Spalten. Um diese zu Fangen wird eine Art Tor ins Wasser gestellt, das mit einem Stein beschwert wird. Dann geht man einige Meter zurück und sucht sich das Tier, was man fangen möchte. Diese treibt man nun in die Richtung des Tors, wenn es sich wieder hinter einem Stein versteckt, nimmt man ihn und wirft ihn hinter sich, das macht man so lange, bis das Tier im Tor ist. Somit dauert es relativ lange, bis man eine Gruppe zusammen hat.
Der letzte Vortrag war dann von Mattihas Kähling darüber, wie man eine gute Strömung im Aquarium nachbilden kann. Dies war dann wirklich ein kleiner Werbevortrag für den Hydro Wizard. Zuerst zeigte er ein paar Fotos von der Natur, wo gezeigt wurde, wie es im Quellgebiet, dem Oberlauf, dem Mittellauf und dem Unterlauf aussieht.
Im Quellgebiet ist die Strömungsgeschwindigkeit zwischen 120 und 200 cm/s, danach nimmt es langsam ab, an der Mündung kann das Wasser aber auch noch recht schnell sein. Dann wurde ein Foto von einem Fluss in Norwegen gemacht, der mit 6 bei Vollmond bis zu 12 m/s schnell ist, dieser mündet meine ich ins Meer und dort wo sie auf einander treffen bilden sich große Strudel, dies wurde später im Vortrag nochmal wichtig.
Jetzt ging er auf die erste Möglichkeit Strömung zu erzeugen ein, nämlich mit einer Förderpumpe. Allerdings braucht man, um damit wirklich Strömung zu erzeugen eine sehr hohe Leistung, die nicht ins Aquarium passt, oder kaum noch Platz lässt, wie die Grafiken zeigen (unten bei den Fotos).
Dann ging er auf die ersten Strömungspumpen ein, die es auf dem Markt gab. Diese hatten zum teil schon eine sehr hohe Reichweite, aber durch den eher dünnen Strahl und die nicht gleichmäßige Verteilung bildeten sich wie in dem Beispiel Strudel.
Die nächsten Pumpen die auf den Markt kamen haben von euch vermutlich die meisten. es sind die ganz normalen Strömungspumpen. Diese verwirbeln das Wasser sehr stark und die Strömung kommt nicht sehr weit. Man hat zwar viel Wasserbewegung, aber keine Richtige Strömung. Auch halten sich angeblich dort kaum Fische auf, da in der normalen Strömung in der Natur von beiden Seiten der gleiche Druck herrscht. Bei diesen ist der Druck aber immer unterschiedlich, was die Tiere über ihr Seitenlinien Organ wahrnehmen. Dadurch können sie die Balance kaum halten und ihre Flucht kaum berechnen. Dies erfolgt immer mit der Strömung, indem sie sich seitlich zur Strömung stellen um diesen Druck mitzunehmen und schneller zu beschleunigen.
Der Hydro Wizard hat hingegen eine laminare Strömung, die nicht zu schnell ist, weswegen sich keine Strudel bilden, allerdings auch ziemlich weit kommt.
Als nächstes wurden dann verschiedene Möglichkeiten gennant, um eine gute Verteilung der Strömung zu erreichen. das eine ist die an einem Rand des Aquarium anzubringen und im Kreis fließen zu lassen. Dadurch ist in der Mitte weniger Strömung und man kann das Becken in verschiedene Bereiche unterteilen.
Das zweite ist die Pumpe so anzubringen, dass sie einmal diagonal durchs Becken strömt. Dadurch kann man eine sehr gut Verteilung der Strömung erzielen.
Dann wurde der Doppelboden erklärt. die Pumpe ist unterhalb des Bodens und erzeugt so oberhalb eine konstante Strömung, die sich kaum durch Einrichtung ändert.
Die bevorzugte Variante ist allerdings das Becken mit Gefälle, wo das Wasser durch die Schwerkraft am natürlichsten fließt. auch das wird mithilfe eines doppelten Bodens gemacht. Hier ist es so, das die Strömung im oberen Teil stärker ist, als im untern. Das konnte man auch daran erkennen, das sich die großen Panaque und Scobianancistrus teilweise sehr dicht auf einander im oberen Teil tummelten und keiner weiter unten war.
Insgesamt war es wieder ein sehr gelungener Tag, bei dessen Vorträgen viel hängengeblieben ist. Es hat sich also wieder mehr als gelohnt.
Kommentar schreiben
Kai B. (Montag, 09 November 2015 18:46)
Sehr gelungener Beitrag!!
Es war bereits mein 4. Thementag bei der Panta Rhei, da macht mir auch die Anreise aus Dortmund nichts aus.
Immer wieder lohnenswert!!
Dieter (Montag, 09 November 2015 23:24)
Hallo Simon,
ganz vielen Dank für Deinen sehr ausführlichen und vor allem anschaulichen Bericht vom Thementag.
Man merkt, das Du wirklich mit Haut und Haaren dabei warst!
Ich kenne kein weiteres Zoogeschäft, das seinen Kunden einen ähnlich guten Service bietet wie die Panta Rhei.
Es ist einfach schön, das es so etwas überhaupt noch gibt!
Grüße,
Dieter